Die Dorn-Therapie wird von Dieter Dorn verbreitet, der über keinen medizinischen Hintergrund verfügt, sondern Betreiber eines Sägewerks im Allgäu war. Er begann die Dorn-Therapie zu entwickeln, nachdem ihn ein alter Bauer durch Fingerdruck auf einen Lendenwirbel von einem Hexenschuss befreite. Man könnte sagen, die Dorn-Therapie ist - wie das Skibben der Schäfer - eine aus bäuerlichen Gefilden überlieferte Gelenkbehandlungstechnik.
Die Dorn-Therapie fußt auf einer einfachen Logik: die Wirbelsäule ist wie ein Turm Bauklötze aufgebaut. Um zu funktionieren, müssen alle Bestandteile des Turms exakt im Lot aufeinanderliegen.
Wie läuft die Behandlung ab?
Von dem Dorntherapeuten vermutete "Verschiebungen" von Wirbeln werden durch Fingerdruck auf Quer- oder Dornfortsatz des Wirbels korrigiert, während der Patient mit dem Bein- (Lendenwirbelsäule) oder mit dem Arm pendelt (Brustwirbelsäule). Pendeln heißt: hin- und herschwingen (vor und zurück) der Extremität, dabei werden über die Hüft- bzw. Schultergelenke Kraftvektoren auf die Wirbelsäule übertragen, es kommt zu einer Rotation der Wirbel (links-rechts oder rechts-links). Der Therapeut stellt fest, zu welcher Seite ein Wirbel nicht rotieren möchte, nimmt Kontakt mit diesem Wirbel an Dorn- oder Querfortsatz auf und schiebt ihn unter mächtigem Druck in Richtung der Dysfunktion, immer unter Zuhilfenahme der Kräfte durch die pendelnde Extremität (also in Bewegung).
Becken- und selbst Kreuzbeinproblematiken werden durch ähnlich einfache diagnostische und therapeutische Konzepte angegangen - etwa durch Messung der Beinlängen.
Kritik an der Dorn-Therapie
Die Therapie ist durch ihre einfache, pragmatische Sichtweise sehr leicht zu lernen, aber hat auch gravierende Nachteile:
- der Druck des Therapeuten auf den Wirbel ist nicht leicht zu tolerieren. Es wird mit einer sanften Therapie geworben, aber die Schmerzen, die eine Wirbelsäulentechnik in ihrer Anwendung verursachen kann, sind nicht ohne.
- der hohe erforderliche Kraftaufwand führt auch dazu, dass die Techniken sich seitens des Therapeuten nicht immer leicht kontrollieren lassen. Gerade deshalb verwendet man in vielen manuellen Systemen Techniken, die ohne jeglichen Kraftaufwand ablaufen sollen.
- die diagnostizierten Problematiken beziehen sich auf gelenkige Dysfunktionen, ohne die - oft gravierend wichtige - muskuläre Situation mit einzubeziehen. Es gibt in der Dorn-Systematik zwar einige gut gemeinte Selbsthilfe-Übungen, die jedoch programmatisch bei vielen scheinbar gleichen, leider aber differenzierten Problemen eingesetzt werden.
- möglicherweise sind Dorn-Therapeuten totale medizinische Laien, die nicht den Hauch einer Ahnung von Biomechanik haben. Für Menschen dieses Ausbildungsstandes sind komplexe Zusammenhänge des Bewegungsapparates aber nicht durchschaubar. Dies bürgt leider die Gefahr in sich, dass behandelbare Probleme verkannt und nicht behandelt werden - mit allen daraus erwachsenden Risiken für den Patienten.
Auch haben sich in die "Lehre" der Dorn-Therapie einige irrige Annahmen eingeschlichen, die von den Dozenten der meist ein- oder zweitägigen Kurse ohne Ausnahme weitergegeben werden:
- der Hüftkopf würde durch eine Erschlaffung der Bänder/Muskeln aus
dem Hüftgelenk "herausrutschen". Dafür gibt es jedoch keine radiologisch belegten Studien. Die festgestellte Beinlängendifferenz vor- und nach Selbsthilfeübungen oder Repositionstechniken kann und wird sich durch die Dorn-Techniken aber tatsächlich verbessern, wenn eine bestimmte Darmbeinfehlstellung besteht.
- es heißt auch in der Lehre der Dorn-Therapie, dass die Wirbel "verrutschen". Diese Annahme ist irrig. Nichtsdestotrotz wird die Behandlungstechnik über Quer- oder Dornfortsatz des Wirbels in die Richtung der Blockade Erfolge erbringen - ergo eine verbessere Beweglichkeit in dem Wirbelsegment. Die Technik der Dorn-Therapie ist am ehesten mit chiropraktischen Kurzhebeltechniken aus der Pionierzeit der Chiropraktik zu vergleichen - zweifelsfrei effektiv aber eben nicht sehr konvenient, weder für den Patienten, noch für die Daumengelenke des Therapeuten.
Wer wendet die Dorntherapie an?
In der Regel wird die Dorntherapie von Masseuren, Heilpraktikern und Ärzten ausgeführt. Die Kurse richten sich jedoch auch an absolute medizinische Laien - mit allen entsprechenden Vor- und Nachteilen (siehe Kritik).
Was kostet eine Sitzung
Die Kosten einer Dorn-Therapie werden nicht von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen, da es keinen gesicherten Wirknachweis gibt. Private Behandlungen werden meist analog zu den Ziffern der Gebührenordnung für Heilpraktiker abgerechnet, wobei die Ziffern für chiropraktische oder osteopathische Eingriffe herangezogen werden. Der Aufwand an Fortbildung (ein- bis zwei Tageskurse) zum Erlernen der Dorn-Therapie rechtfertigt eine solche Abrechnung auf Augenhöhe mit manuellen Lehren, die zu Erlernen es jahrelanger Fortbildung bedarf, nicht. Dies ist natürlich nicht Schuld der Dorn-Therapeuten, lädt aber doch etwas faulere Naturen ein, sich mit einem Ein-Tages-Kurs eine halbwegs akzeptable Einkommensquelle zu sichern.
Wie werde ich Dorn-Therapeut?
Durch Seminare, die von fast jeder Heilpraktikerschule angeboten werden. Auch die offizielle Vereinigung der Dorn-Therapeuten - der Verbund der Dorntherapeuten - führt solche Fortbildungskurse durch.
Um beruflich mit der Dorn-Therapie arbeiten zu dürfen, muss allerdings eine Heilerlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz vorliegen, so denn der Therapeut kein Arzt ist.
Wenn Sie mehr über den Autor dieses Artikels erfahren möchten, verweise ich auf meine Praxisseite:
Mallok & Wiegleb - Praxis für ganzheitliche Medizin in Hamburg