FC St. Pauli und die Diaspora
Wie grausam kann das Leben sein. Jahrelang lebend in dem Traum aller Städte zog eine Aufgabe den Schreiber dieser Zeilen in die Hauptstadt der Republik. Was war er nicht alles gewohnt in seinem behaglichen Umfeld. Straßen, die nicht einem Trial-Parcours glichen. Häuser, die einen Farbanstrich haben und bei denen nicht der Putz an allen Ecken und Enden bröckelt und auch Menschen egal welcher Couleur, die nicht nachmittags mit einem Gesicht wie sieben Tage Regenwetter herumliefen.
Berlin ist schon anders: Glücklich kann sich derjenige schätzen, der seinen Nachhauseweg bei hellem Licht absolvieren darf. Nachts ist man verloren. Die Gefahren lauern in Form der berühmten Berliner Tretminen, die Myriaden von idiotischen Hundebesitzern mitten auf den Gehwegen platzieren. Selbst ausgeglichen Menschen wie ich neigen beim Anblick der verkrampften Kackviecher zum Einsatz von Pfeffer oder wenn es nicht anders geht einer Kalaschnikow.
Auch wenn sich die Stadt damit abgefunden hat, in der Kloake zu versinken und es nur noch eine Frage von Tagen ist, bis Berlin in Form eines großen Hundescheißehaufen erstrahlt, kann man sich als zivilisierter Mensch nur schwer an diesen Umstand gewöhnen.
Weitaus schlimmer als die Exkremente der Vierbeiner ist aber das Desinteresse des gemeinen Hauptstädters zum Nationalsport Nummer 1. Ich habe noch nie einen Ort erlebt, an dem so wenig über Fußball (nämlich gar nicht) gesprochen wird wie in Berlin. Das kann natürlich an den wenig erbaulichen Darbietungen der ortsansässigen Hertha oder dem zugigen Olympiastadion liegen - gewöhnungsbedürftig ist dies allerdings doch. Naja, ich versuche in Zukunft einmal dieses Phänomen zu ergründen, denn normal ist es nicht - allerdings frage ich mich auch, welchen Klub in Berlin man besuchen kann. Da bleibt nur die schnelle U-Bahn nach St. Pauli.
Autor
Geschrieben von
springfield | 19.02.2008 um 12:35 Uhr