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Fall im Zwiespalt
Ich falle.. der Boden hat sich unter mir aufgetan und ich falle in ein Loch..
Es ist nicht dunkel. Ich kann Umrisse erkennen, aber ich kann sie nicht deuten
oder irgend wem zu ordnen...
Ich weiß nicht, was mich unten erwartet oder ob von oben rettende Hände kommen.
Ich merke, dass ich mich im Fall verändere.
Habe das Gefühl, ich verweichliche.. Ich werde gefühlvoll und kann offen und ehrlich zu jemandem sagen, dass ich denjenigen lieb hab... Sonst fiel mir das
eindeutig schwerer...
Es ist komisch, andere zusammen zusehen, die herzlich miteinander umgehen.. Noch nie hat mich das so gestört und der Wunsch nach dem war nie größer...
Aber warum ausgerechnet jetzt??? Jetzt auf einmal??!!
Musste ich dafür erst einen anderen Menschen kennen lernen?
Ich dachte seit Jahren, so jemanden habe ich schon getroffen...
Habe ich mich so getäuscht?
Ich bin verwirrt und weiß nicht weiter.
Ich will niemanden ersetzen, keiner soll den Platz von Leuten einnehmen, die mir sehr viel bedeuten. Aber ist das doch möglich?
Ist das Gefühl der Entfernung und des einseitigen Gebens wahr?
Ist das Gefühl der nicht erwiderten Anstrengung die Tatsache?
Täusche ich mich nicht, sondern versuche nur diese Gedanken aus meinen Kopf zu verbannen, weil ich so etwas nicht denken und im Kopf haben will?
Will ich dieses Gefühl nur ignorieren, weil ich daran festhalten will, was ich habe und nicht verlieren will?
Aber was habe ich vom Alten? Von meinem alten Ich?
Und was habe ich vom Neuen? Von einem anderen, neuen Ich?
Versuche ich andere zu ersetzen? Suche ich das, was ich bei anderen
verloren zu haben glaube??
Ich falle weiter und kann mir keinen Reim darauf bilden,
was ich will oder in wie weit ich jemanden trauen will und vor allem
wie nah ich andere an mich heran lassen will...
Ich kann ehrlich, ernst und offen reden... Ich habe dazu gelernt.
Aber ich weiß trotzdem nicht, ob ich das überhaupt will oder ob ich tatsächlich
versuche, Ersatz zu finden...
All das verwirrt mich und ich falle weiter...
Ich weiß nicht, was mich unten erwartet... werde ich auf einmal doch nahbar?
Wenn ich unten aufkomme, werde ich dann doch auf einmal so Ladylike,
wie ich es bei anderen sehe und neidisch darauf bin ,was andere haben?
Ist es möglich, dass eine Person einen solchen Einfluss auf mich hat
und ich versuche mich zu ändern, weil mir das auf einmal auffällt, wobei ich
so etwas schon seit Jahren mitbekomme? Und das mir ein solches Verhalten auf einmal gefällt und fehlt?
Oder kommen vielleicht doch von oben Hände, die mich auffangen und wieder
auf den Boden der Tatsachen zurück holen?
Damit ich wieder in mein altes Muster zurückfalle und nach wie vor
nur blöde Kommentare von mir gebe, wenn man mir zu Nahe tritt??
Ich weiß nicht weiter... Ich weiß nicht, was passieren wird...
Und schon gar nicht weiß ich, wie ich mich verhalten soll!!!
Mir geht mein ganzes Verhalten anderer gegenüber durch den Kopf...
Ich weiß, ich habe Fehler gemacht.. Ich weiß, dass ich einiges in der nächsten
Sekunde bereut habe und auch jetzt noch bereue..
Mein Leben, mein Verhalten,meine Gedanken ziehen an mir vorbei...
Das sind die Umrisse, die ich nicht erkennen und zuordnen konnte.
Ich weiß nicht, warum mich das jetzt so beschäftigt und warum mir das
nicht schon vorher aufgefallen ist. Warum jetzt?? Warum falle ich immer noch?

Schaue ich nach oben, sehe ich Hände, die nach mir greifen wollen...
Schaue ich nach unten, sehe ich Hände, die mich auffangen wollen...
Ich weiß nicht, ob ich nach den Händen von oben greifen
oder ob ich mich einfach fallen lassen und darauf vertrauen soll,
aufgefangen zu werden.
Was wird sich ändern, wenn ich nach den vertrauten Händen von oben
greife? Werden die unten wartenden Hände trotzdem irgend wie da bleiben und
mich in meinem Leben begleiten, ohne sich zu entfernen?
Was wird sich ändern, wenn ich mich dann doch einfach fallen lasse?
Werden die vertrauten Hände von oben trotzdem bei mir bleiben und mich in
meinem Leben begleiten, ohne sich zu entfernen?

Das ist mein Fall im Zwiespalt... Bleibe ich bei meinem alten Ich
und bei meinen vertrauten Händen, lasse mich nach oben ziehen und bleibe
bei meinem alten Verhalten? Verletze Menschen mit meiner Art,
was ich in der nächste Sekunde bereue?
Oder lasse ich es auf mich zu kommen, verändere mich und laufe die Gefahr,
mich vom Gewohnten zu entfernen, nur um einmal das zu erleben, was ich
seit Jahren von anderen mitbekomme, aber nie so richtig selber erlebt hab,
weil ich es nicht zurückgeben konnte und unnahbar, unverletzlich sein wollte?

Zumindest weiß ich nun, dass ich nicht mehr falle.. Nein... ich hänge in der Mitte fest.. Ich schwebe in der Luft als wäre ich schwerelos...
Jetzt muss ich mich nur noch entscheiden, in welche Richtung ich gehen will..
Besteht keine Möglichkeit, beides haben zu können? Muss ich Altes aufgeben,
um offen für Neues zu sein?
Darf ich Neues nicht an mich heran lassen, damit ich Altes nicht verliere?
Bin ich wirklich glücklich mit dem, was ich habe oder wäre ich glücklich mit dem, was ich haben könnte?

Der Fall im Zwiespalt ist grauenvoll! Denn ich schwebe schwerelos zwischen
zwei Optionen, bei denen ich mir die Folgen der jeweiligen Option
nicht ausmalen kann.
Mein Kopf beschäftigt sich mit Simulation und Visualisierung der möglichen
Folgen,aber sie bringen kein eindeutiges Ergebnis, denn die Gedanken
verschwimmen nach oben und unten...

Von oben kommen Hände, die nach mir greifen, mich in mein altes Muster und
auf den Boden der Tatsachen zurückholen wollen.
Von unten kommen Hände, die mich auffangen, mir ein neues Ich und
ein anderes Leben zeigen wollen.

Wofür soll ich mich entscheiden?
Was ist richtig?
Gibt es nur ein A oder ein B?
Nur ein Ja oder ein Nein?
Nur oben oder unten?
Nur alt oder neu?

Und wo bekomme ich Hilfe, wenn ich es wie immer nicht schaffe, darüber
zu reden?
Kann mir nicht jemand die Entscheidung abnehmen?
Muss ich mich überhaupt entscheiden?
Können nicht die Hände von oben zu mir nach unten in die Mitte kommen?
Und die Hände von unten auch zu mir nach oben in die Mitte?
Kann ich nicht beides haben, ohne dass sich irgend etwas verändert?

Ich weiß einfach nicht weiter....
Autor
Geschrieben von sOuL | 01.09.2010 um 14:53 Uhr
Tags
Gedanken  |
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