Keine Ahnung; Sprachhuelse oder geistige Grundhaltung?
Vor einiger Zeit habe ich ein Gespräch zwischen zwei jungen Leuten anhören müssen. Ich habe neben einer Bushaltestelle auf einen Freund gewartet. Fast jeder Satz in dieser Konversation begann mit den Worten "Keine Ahnung". "Keine Ahnung, der Lehrer hat gesagt..." "Keine Ahnung, meine Mutter hat...." "Keine Ahnung, die Musik ist....." Manchmal wurde dieses "Keine Ahnung" auch an das Ende eines Satzes gesetzt. Was für eine abwechslungsreiche Satzstellung dachte ich so bei mir. Vorne "keine Ahnung" und hinten auch "keine Ahnung".
OK, die beiden haben keine Ahnung, führen den angefangenen Satz aber dennoch zu Ende. Beziehungsweise führen nach einem Satz auf, dass sie "keine Ahnung" haben. Nach etwa zehn Minuten hat mich das etwas aufgeregt. Ich versuchte krampfhaft dem Gespräch nicht mehr zu folgen. Wer hört schon gerne jemanden zu, der keine Ahnung hat. Besonders wenn diejenigen, das auch noch verbal, zugeben. Ich lenkte meine Gedanken auf die mir bevorstehende Besprechung.
â01EKeine Ahnung, der Klaus ....", drang es in meine Ohr. Nicht hinhören, hör bloß nicht hin, die beiden haben doch keine Ahnung. Langsam aber sicher hat mich das sehr, sehr aufgeregt. Soll ich sagen, was mir auf der Zunge liegt? Nein, lass es, es führt zu nichts. Ein Bus hielt an der Haltestelle. Bitte steigt ein ihr ahnungslosen, auch wenn es nicht euer Bus ist. Steigt ein und fahrt in das Land der ahnungslosen. Oder noch besser, werft euch vor den Bus, dann habt ihr wenigsten eine Ahnung was Schmerz bedeutet. Sie stiegen ein, ich war gerettet.
Die Aufregung legt sich in mir. Mein Freund kam vorbei und wir gingen unserer Wege. Ich hatte die beiden Jugendliche nach kurzer Zeit wieder vergessen.
An diesem Abend kam ich sehr spät nach Hause. Ich war müde und hungrig. Etwas essen und ein paar Minuten in den Fernseher schauen, mehr geht nicht mehr. Mit einer delikaten Fertigmahlzeit, der Mikrowelle sei Dank, setze ich mich vor den Fernseher. Das erste was ich nach dem Einschalten hörte waren die Worte "Keine Ahnung". Oh mein Gott, da sind sie wieder, schoss es mir durch den Kopf. Die ahnungslosen erobern das Fernsehen. Auf der Mattscheibe war eine Talk-Show mit einer erlesenen Auswahl an Jugendlichen, zu sehen. Ich vergaß mein Essen und starrte gebannt in den Fernseher. Das Thema dieser "Diskussionsrunde" war, so weit ich es nachvollziehen konnte, Beziehungen. Was auch immer diese intellektuelle Elite darunter verstand. Da war der 15-jährige, der sich für Gottesgeschenk an die Frauen hielt. Hatte aber natürlich keine Ahnung warum dem so ist. Die 14-jährige dreifache Mutter, die keine Ahnung hat wie das passieren konnte. Keine Ahnung, keine Ahnung, keine Ahnung tönte aus in fast jedem Satz. Ich halte es nicht mehr aus. Im nächsten Moment stand ich vor dem Fernseher und brüllte die ahnungslosen an.
WENN IHR KEINE AHNUNG HABT DANN HALTET DOCH EINFACH DIE FRESSE. DENKT DOCH ERSTMAL NACH UND MACHT DANN DIE KLAPPE AUF. ODER LASST EUCH VON JEMANDEN, DER AHNUG HAT, DIE SACHE ERKLÄREN.
Jetzt geht es mir besser, das hätte ich den beiden Ahnungslosen an der Bushaltestelle schon sagen müssen.
Gute Nacht, keine Ahnung warum ich jetzt müde bin.
Oh mein Gott, ich bin auch schon infiziert.
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rslmpf | 11.05.2007 um 17:45 Uhr