Die Ortho-Bionomy ist eine eigenständige manuelle Therapieform, die von dem anglo-kanadischen Osteopathen D.O. Arthur Lincoln Pauls entwickelt wurde. Pauls studierte
Osteopathie, nachdem er unter anderem als Fahr- und Judolehrer gearbeitet hatte. Sein Hauptaugenmerk als Osteopath richtete sich auf die Arbeiten seines Landsmannes D.O. Lawrence H. Jones, der die Behandlung von
Beschreibung der vielfältigen Verfahren der Triggerpunkttherapie - von ihm Tenderpoints genannt - durch gezielte Lagerung des Patienten entdeckte.
Aus didaktischen Gründen teilte Pauls sein Lehrsystem in verschiedene Phasen oder Entwicklungsstufen ein: die Phasen 1 und 2 entsprechen klassischen osteopathischen Techniken wie Mobilisationstechniken oder Muskelenergietechniken (MET, PIR). Phase 3 entspricht sozusagen Jones Lagerungstechniken - dem osteopathischen Strain-Counterstrain. Diese Phasen gehören somit nicht zum eigentlichen Lehrwerk der Ortho-Bionomy und werden heute auch nicht mehr vermittel. Sie stellen osteopathische Techniken dar.
Die Technik der (schmerzfreien) Positionierung wurde die wichtigste Grundlage der sogenannten Phase-4-Techniken der Ortho-Bionomy: Pauls modifizierte Dr. Jones Techniken und fügte der Lagerung unter Indikatorpunktkontrolle noch eine Kompressionskomponente mit Druck auf den Indikatorpunkt hinzu. Dadurch wird die Lagerungszeit von 90 auf 60 Sekunden und weniger verringert.
Pauls ging jedoch noch einen Schritt weiter und integrierte uraltes Wissen, das er vermutlich aus seiner großen Erfahrung als Judoka ziehen konnte: die Erkenntnis einer übergeordneten Lebenskraft - im asiatischen Qi (im Deutschen auch: Chi) oder Prana genannt. Diese Kraft gilt es beim Patienten zu aktivieren - im Analogsinne zu dem Dialog mit dem inneren Arzt der osteopathischen Medizin. Dazu ist nicht immer direkter Kontakt mit dem Körper vonnöten - im Sinne einer strukturellen manuellen Therapie - hierzu aber mehr unter der Beschreibung der Arbeitsphasen.
Konzepte der Ortho-Bionomy
Grundlage von Pauls Therapie ist das Konzept der Verwirrung. Pauls sagte dazu: "Die Verletzungen, Krankheiten und Gefühlskonflikte, die man sich im Laufe des Lebens unbewusst zufügt, resultieren aus dem, was ich Miß-Verstehen nenne. Die Ortho-Bionomie erlaubt es, den Patienten zum Verstehen hinzuführen, damit er, ausgehend von diesem Verstehen, angemessen und unbeeinträchtigt von seinen Gewohnheiten und Ängsten reagieren kann. Natürlich handelt es sich nicht um ein bewusstes oder mit Worten auszudrückendes Verstehen. Es ist üblicherweise unbewusst und kann gelegentlich als eine innere Stimmung wahrgenommen werden. Dieses Verstehen ist von Natur aus in jedem von uns vorhanden, sofern wir frei sind von Angst und anderen energetischen Blockaden."
Nach dieser Philosophie sind die vom Patienten verspürten Symptome Ausdruck seiner inneren Verwirrung, der Unfähigkeit des Körpers, seine Autoregulationsmechanismen an die vorliegende Situation adequat anzupassen. Viel schlimmer noch, dass pathologischen Muster auch über die Notwendigkeit einer Regulation hinaus bestehen können - im Falle eines Traumas z.B. nach seiner Abheilung: ein Schonungshinken beizubehalten, nachdem die Bänderdehnung abgeklungen ist, spricht für einen Irrtum des Patienten. Durch die Gewöhnung empfindet er das Hinken dann schon als normal, wenn nach dem Verheilen des Traumas die Schonhaltung unnötig geworden ist und ferner keine Ent- sondern nur Belastung des Systems bringt. Für gewöhnlich würde ein manueller Therapeut jetzt alles daransetzen, den Bewegungsapparat so zu konditionieren, dass der Patient sich wieder normal bewegt, z.B. durch eine der Verkürzung entgegengerichtete Muskeldehnung.
Der Ansatz der Ortho-Bionomy ist jedoch ein anderer...
Therapieansatz der Ortho-Bionomy
Die Ortho-Bionomy wird auch als die Homöopathie der manuellen Therapie bezeichnet, weil es nicht darum geht, eine Technik gegen ein Symptom (Allopathie) anzuwenden - z.B. das Hinken aus dem obigen Beispiel.
Es geht vielmehr darum, die inherent vorhandenen pathologischen Muster des Patienten zu verstärken. Ein verkürzter Muskel erhält z.B. durch weiteres Verkürzen den Impuls zur Entspannung. Der Vorteil gegenüber manipulativen (eingreifenden) Techniken: der Patient erlernt die Selbstregulation - die so erzielten Ergebnisse können damit besser gehalten werden als ohne eigene Aktivität des Organismus.
Arbeitsprinzipien der Ortho-Bionomy
- Weder Griff noch Lagerung darf schmerzhaft sein - finde für den Patienten eine angenehme Lage!
- die Bewegung während der Behandlung geht immer in die Richtung, die das Gewebe vorgibt. Zwinge dem Patienten nicht deine Richtung auf - gehe mit dem Organismus und verstärke das vorhandene Muster!
- es geht um die Entfaltung des ursprünglichen Entwurfes des Menschen - ähnlich wie in den Lehren Feldenkrais oder den Techniken Upledgers. Es ist dazu zwangsläufig notwendig, dass der Therapeut seine Fähigkeiten der bewussten Wahrnehmung und des achtsamen Nicht-Tuns entwickelt. Tue wenig, lass viel geschehen!
Ausbildung in Ortho-Bionomy
Es ist prinzipiell keine Vorbildung vonnöten, um in die Lehre der Ortho-Bionomy einzusteigen. Dennoch kann es von Vorteil sein, wenn der Lernende vorher andere Formen der manuellen Therapie kennengelernt hat - insbesondere, wenn diese eine Wahrnehmung feinsinnlicher Wahrnehmung erfordern, wie z.B. kraniosakrale Osteopathie.
Es gibt verschiedene Institute in Deutschland, die eine geregelte Ausbildung für die Phase 4 (und aufwärts) anbieten. Es muss jedoch gesagt werden, dass das Erlernen der Ortho-Bionomy auch einem Prozess der Selbsterkenntnis gleichkommt - nur durch praktische Anwendung wird sich der Erfolg einstellen, wenn der Therapeut seine eigenen Muster mehr und mehr durchschaut.
Einen guten Überblick über das Verfahren und die verfügbaren akkreditierten Ausbildungsinstitute verschafft die Seite der
LinkbeschreibungAusbildungsinstitute sind z.B. das
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Wenn Sie mehr über den Autor dieses Artikels, HP Alexander Mallok, erfahren möchten, verweise ich auf die Praxisseite:
die Heilpraktiker im Norden von Hamburg