Die Osteopathie ist eine ganzheitliche, manuelle Behandlungsform. Sie integriert uraltes Wissen, aber auch neue wissenschaftliche Ansätze in ihre Lehren, da sie von dem pragmatischen Leitgedanken geprägt ist, dem Patienten möglichst adäquat helfen zu wollen. Die Osteopathie ist somit trotz ihres komplementären Rufes eine Wissenschaft, die durch Forschung ständig belebt und reformiert wird.
Die Osteopathie wurde von dem Amerikaner Andrew Taylor Still im Jahre 1874 begründet, nachdem dieser als Höhepunkt jahrelanger Forschung und Kontemplation eine Vision hatte, aus der die osteopathische Philosophie und ergo die bis heute gültigen Leitprinzipien dieser Therapie hervorgingen.
Die fünf biologischen Leitprinzipien (aus Sicht der Osteopathie)
§1 Prinzip: Struktur & Funktion
Beschreibt die Wechselwirkung zwischen Struktur und Funktion aller Gewebe:
- Die Struktur gibt die Funktion des Gewebes vor
- Die Funktion beeinflusst die Struktur des Gewebes (Gewebe sind wandelbar)
- beiden gemeinsam ist die Bewegung
§2 Prinzip: Selbstheilungskräfte
Der Osteopath glaubt an die grundlegend gute Ordnung des Organismus und
versucht dessen Selbstheilungskräfte durch Herstellung eines universellen
Gleichtgewichts (Homöostase) zu idealisieren.
§3 Prinzip: der Körper als Einheit
Dieses Konzept unterstreicht die Untrennbarkeit aller körperlichen Gewebe
innerhalb eines dynamischen und funktionellen Gefüges und erstreckt sich
auch auf alle Einflüsse, die über das Materielle hinausgehen.
§4 Prinzip: Die Durchblutung als Wichtigstes
Erkennt die grundlegende Funktion des Blutes als flüssiges Organ und
einzige Substanz an, die allen Geweben gemein ist. Eine eingeschränkte
Durchblutung erzeugt Stagnation und Fermentation und ist damit Nährboden
für Krankheit.
§5 Prinzip: der Patient im Fokus
Der Osteopath stellt den Patienten in den Mittelpunkt seiner Aufmerksamkeit,
nicht die Beschwerden des Patienten. Die Osteopathie ist eine ganzheitliche,
individuelle Behandlungsform, die sich niemals an Statistiken messen lässt.
Die Osteopathie ist also Philosophie, Wissenschaft, Therapiemethode,
Lehrmodell und vieles mehr. Sie ist sehr zeitgemäß, da sie auf viele
drängende Fragen der grundlegenden Probleme im Bereich der
medizinischen Versorgung Antworten anbietet: es geht immer um die Verbesserung der Gesundheit des Patienten bei möglichst minimalem Risiko.
Dies bedeutet auch, dass es kaum Kontraindikationen für eine osteopathische Behandlung gibt. Areale, die akut traumatisch oder entzündlich geschädigt sind, z.B. ein Kniegelenk im rheumatischen Schub, werden in der Behandlungssitzung nicht direkt manipuliert; die Änderung der Durchblutungs- und Spannungsverhältnisse im Körper kann aber auch auf derartige Prozesse direkten Einfluss nehmen. Osteoporose und bestimmte Tumortypen verbieten ebenso direkte Techniken via Impuls (high velocity, low amplitude - Chiropraktik), sind aber nur relative Kontraindikationen für andere Formen osteopathischer Arbeit.
Die Indikationen für eine osteopathische Behandlung hingegen sind sehr breit und gehen im Grunde genommen weit über die typischen Erkrankungsbilder in einer osteopathischen Praxis hinaus. Dazu gehören z.B. auch innere Erkrankungen, psychische Blockaden etc., der Schwerpunkt der Arbeit liegt aber mit Sicherheit auf dem Bewegungsapparat, an dem sich eben auch solche Erkrankungen zeigen.
Die Behandlung durch einen Osteopathen sollte in etwa zwischen 70 und 90 Euro pro Sitzung kosten, wobei hier nach oben wieder einmal keine Grenzen bekannt sind, so dass manche Kollegen mehr als das doppelte verlangen. Die Abrechnung erfolgt nach der GebüH (Gebührenordnung für Heilpraktiker) oder Analog nach GOÄ (der Gebührenordnung für Ärzte). Die Behandlung dauert je Sitzung in etwa eine dreiviertel Stunde, manchmal auch etwas länger.
Es gibt weltweit die Möglichkeit, Osteopathie universitär zu studieren. Leider nicht in der BRD. Hier wird die Ausbildung - ähnlich wie bei der Chiropraktik - von Privatschulen übernommen, die - im Gegensatz zur Chiropraktik - jedoch einen einheitlich abgestimmten Stundenplan vorweisen müssen, der ihnen von einem übergeordneten Prüfungsgremium vorgeschrieben wird: der BAO (der Bundesarbeitsgemeinschaft für Osteopathie e.V.). Die BAO setzt sich für einheitliche Prüfungskriterien auf internationalem Niveau ein. Jede osteopathische Ausbildungsstätte die das Markenzeichen D.O. (diplomierter Osteopath) vergibt, muss den Prüfungskriterien der BAO standhalten.
Um den Abschluss D.O. zu erwerben, muss der Student eine 5-jährige Ausbildung in Osteopathie abschließen, zu der jährliche Überprüfungen und eine genau geregelte Abschlussprüfung gehören.
Zu dem Studium an einer Privatschule kann jeder zugelassen werden.
Ärzte, Heilpraktiker und Physiotherapeuten dürfen die Osteopathie in die tägliche Arbeit integrieren und das Erlernte d.h. sofort in der Praxis umsetzen. Nicht-Mediziner, die eine osteopathische Ausbildung beginnen, erwerben nach erfolgreicher Überprüfung beim Gesundheitsamt die Berufsbezeichnung "Heilpraktiker" und dürfen erst dann therapieren.
Beliebte Ausbildungsstätten mit gutem Ruf (in Deutschland!):
- OSD (Osteopathie-Schule Deutschland)
- College Sutherland
- das Institut für angewandte Osteopathie (IFAO)
- die Osteopathieschule Damp (Akademie Damp)
- das Europäische Colleg für Osteopathie
- die Deutsche Akademie für Osteopathische Medizin
Wer nicht den Titel D.O. erwerben, dagegen aber eine sehr komprimierte und praxisnahe Ausbildung in osteopathischer Medizin erwerben möchte, dem kann ich hingegen die dreijährige Ausbildung der ACON e.V. (Arbeitsgemeinschaft für Chiropraktik, Osteopathie und Neuraltherapie Deutscher Heilpraktiker) empfehlen. Diese Ausbildung ist nicht nur eine exzellente Grundlage für das erfolgreiche Arbeiten in der eigenen Praxis, sondern auch eine gute Vorbereitung auf eine osteopathische Fortbildung, im Sinne einer fünfjährigen Ausbildung zum D.O. an einem der oben genannten Ausbildunginstitute z.B.
Wer Interesse hat, sich über die Osteopathie eingehender zu informieren, dem möchte ich die Seite des Verbands Deutscher Osteopathen empfehlen, auf der man auch als interessierter Laie wichtige Informationen rund um das Thema Osteopathie aufgreifen kann.
Ab Dezember 2007 stehen zudem im Saselhaus, 22393 Hamburg, die Türen zu einer speziellen Veranstaltung offen, die das Thema Osteopathie der breiten Öffentlichkeit zugänglich machen soll. Im Rahmen des "Osteopathie-Forums Hamburg" widmet sich der Autor dieses Blogs allen Fragen, die man als Laie zur Osteopathie haben kann - bezüglich Ausbildung, Therapie, Kosten, Philosophie etc.
Die Veranstaltung ist natürlich kostenfrei - um eine Voranmeldung via Email oder Telefon wird jedoch gebeten.
Für weitere Informationen bezüglich der Osteopathie oder direkte Fragen an mich siehe
Mallok & Wiegleb - Praxis für ganzheitliche Medizin in Hamburg