Pubertäre Geburtstagsfeier (Teil 2)
Der Ort war in all den Jahren immer dasselbe, es gab fast immer einen Partykeller. Ich dagegen hatte keines. Eine Theke, vergilbtes Licht fällt auf Sofas, die eigentlich auf Sperrmüll gehören. Wer keinen Keller besaß, feierte trotzdem in einem Raum, denn der Anstand zu den Eltern war sauwichtig und sowieso notwendig. Wurde akzeptiert, aber cool wurde man dadurch nicht, denn es war erwachsener an der Theke " 'Ne Cola, aber zack-zack!" zu bestellen.
Nach der Mampferei hatte man mindestens ein paar Stunden Zeit und da befindet man bereits schon in der Klemme. Man wollte sich ja von den durchgeplanten (meistens waren es die Eltern, die sowas durchplanten) Geburtstagsfeiern aus der früheren Kindheit totalen Abstand nehmen, dennoch wollte man sich auch nicht langweilen. Eine Möglichkeit war Musik, und da gab es 2 Fraktionen bei uns. Die eine Fraktion war Pop, die andere war Rock, insbesonders harter. Pop hörten nur Mädchen und Jungen, die für Mädchen gehalten wurden.
Die Rock-Fraktion, das waren Typen wie ich, die angehimmelt wurden. Allerdings auch Mitläufer, die dazugehören wollten, wenigstens für den einen Abend.
Ein Klassiker war natürlich die Sache mit der leeren Cola-Flasche, wo wir u.a. sexuelle Erfahrungen sammelten. Wer jetzt an was Perverses denkt, dem ist jetzt wirklich nicht zu helfen. Natürlich meinte ich Flaschendrehen, wo man sich im Kreis saß. Wo niemand Angst haben mußte, abgewiesen zu werden. Kneifen galt nicht, und das wollte eigentlich keiner, denn vor dem Kuß hatte man deswegen nur geziert, damit man nicht als "notgeil" oder "verliebt" dastand. Für viele war es die erste, für einige auch die letzte Erfahrung. Meistens sprachen die Mädchen untereinander ab und küssten in der Regel ihren Schwarm. Wenn die den Verlierer küssen mußten, war das Geziere und der Ekel meist nicht gespielt. Und wenn die Verlierer an die Reihe waren, blamierten die sich natürlich, rot anlaufen und schwitzen war Tradition, aber immerhin konnten die küssen wie ein Nilpferd. Mit dem Alter kamen natürlich auch Zungenküsse hinzu, aber als unsere mit Hormonen vollgestopften Körper ziemlich eigenartige Reaktionen bei solchen Küssen zeigten, fühlten wir uns schon recht alt fürs Flaschendrehen.
Wir wurden im Keller erwachsen, ein oder zwei Stockwerke tiefer unter unseren Eltern und wenn wir eine leere Flasche auf dem Boden sehen, schimmern unsere Augen feucht.
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Geschrieben von
Marco | 28.12.2006 um 16:03 Uhr