Pubertäre Geburtstagsfeier (Teil 1)
Auch wir waren so um die 13 und kamen irgendwann mal in die Pubertät; Bravos wurden weiterhin verschlungen (überwiegend von Mädchen) und die Kerle entdeckten ihre technische Ader, bei Lego-Technik oder Hobby-Modellbau beispielsweise. Mit 16 kam es schon mal vor, daß ein Mädchen sich etwas knapper anzog, und selbst da war die Empörung groß. (Bei den Mädchen jedenfalls, Kerle wie ich waren natürlich ziemlich offen)
Heute fängt sowas natürlich viel früher an.
Mit 14 konnten wir nicht in Discos. Wenn überhaupt Disco, dann nur zu Hause, wenn jemand feierte. Geburtstage zum Beispiel.
Wenn es mal eine Party gab, dann konnte man sich wenigstens frei und erwachsen fühlen, ganze 3 bis 5 Stunden lang. Wenn überhaupt so lang. Länger ging es selten, denn da war man erst 12 oder 14 (ist ja eigentlich auch egal, wie alt wir da genau waren). Ahnen konnten wir damals nicht, daß wir mal so um 23 Uhr rum mal selbst zu solchen Feiern aufbrechen würden.
Sicher gab es Einladungen, aber längst nicht mehr so kitschig wie Kleinkinderkram (mit Luftballons und ne fette Torte drauf). Nur der Text blieb immer noch gleich:
Was?
Wann?
Wo?
Mitzubringen sind:
Natürlich wurden die Karten von den Kindern, die reiche Eltern hatten, schneller fertig. Klar: Rechner an und mit Nadeldrucker ausdrucken und weg damit! Hatte zwar kein persönlichen Stil, ging aber schnell und fast ohne Aufwand. Genau, sparen wollte man immer; nicht nur Zeit, sondern auch Knete. Es waren ja immerhin die Eltern, die den ganzen Spaß bezahlten, von daher waren auch die ganze Klasse eingeladen, selbst die Pickligsten und die Streber.
Das brachte Geld, denn einen kleinen Beitrag von 5 DM aus der eigenen Tasche zu zahlen war nicht unüblich. Zwar hätte ein ganzes 5-Mark-Stück gereicht, aber Einzelteile in Pfennigform fanden wohl viele witziger, vergruben Unmengen von diesem Kleingeld gerne in einem Eimer Sand. Klar, daß man damit nicht in die Bank geht und es auf dem Sparbuch anlegen will. Das wird gefälligst weitergegeben, wenn jemand anderer 'ne Party gibt.
Irgendwann später gab es sogar Methoden, da klebten Münzen an einem Kondom. (Auf sowas können nur weibliche Personen kommen!)
Das Essen war irgendwie eintönig. Immer das Gleiche, egal wieviel die Eltern verdienen. "Was setzen wir der Bande von Blagen was Schönes vor, wenn die das überhaupt zu schätzen wissen?" - Etwas, was billig sein muß. Womit man Sachen draufwerfen kann, die eh kurz vors Verfallsdatum standen. Genau, Pizza vor allem und ausnahmslos! Und dann noch ordentlich viel Käse drüberschmeissen, damit es auch keiner sieht. Kein Wunder, mit der Zeit hing es uns bis zum Halse raus. Wie war es schön, diese saftigen Bockwürste, diese Pommes (wenn die mal nicht pappig waren) und all die leckeren Sachen.
Auch auf die Knabbereien konnten wir uns verlassen: die wurden nur aus Langeweile gegessen, vor allem Salzstangen. Damals habe ich noch nie jemanden gesehen, der diese Dinger bewusst oder aus Lust gegessen hat. Je mehr Salzstangen vertilgt wurden, desto öder war die Party. Aber sicher gab es auch mal Chips, aber nie die guten Chio oder Chipsfrisch, sondern die Hausmarken von bekannten Discount-Läden. Schokoriegeln wie Snickers, Raider, Banjo und Co.? - Denkste!
Nebenbei muß ich kurz erwähnen, daß bei den Geburtstagsfeier von den Eltern natürlich Markenprodukte auf den Tisch standen.
Aber wenigstens bei Getränken wurde auf Markenqualität geachtet! Wer statt Coke, Fanta oder Pepsi mit irgendwelchen Discounter-Sprudelzeugs ankam, der durfte sicher gehen, daß er zu keinem der Geburtstagsfeier eingeladen wurde. Zu recht, wie ich fand, denn Cola soll nach Cola schmecken und nicht nach (Pardon!) Sozialhilfe.
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Geschrieben von
Marco | 28.12.2006 um 16:02 Uhr