Kopfschmerzen? Vergesslich? Völlegefühl?
Ab einem gewissen Alter wuchern diese Zipperlein scheinbar zu einer Epidemie aus, mehr oder weniger gefährlich. Allerdings fällt es einem das Zugestehen in heutigen Zeiten leichter, als Komasaufen bei den Jüngeren (wohl eher Kids) wohl noch in Mode ist. Natürlich gibt es immer noch irgendwelche Personen, die würden es immer noch nicht zugestehen (nicht das Komasaufen, sondern diese Zipperlein), aber nicht im Fernsehen.
Wenn man dem Fernsehen Glauben schenken würde, sind wir ein Volk von Kranken, zu Lasten der eher wenig beliebten Kassen und im globalen Wettbewerb sowieso hoffnungslos unterlegen.
Nicht mit der Pharmaindustrie, die mischen überall kräftig mit. Heute mehr als je zuvor, denn aus Verunsicherungen in der Gesellschaft kann man locker Kapital schlagen.
Die Ärzte können davon ein Lied singen. Nicht die Musikgruppe in diesem Sinne, wobei die wären doch ideale Werbeträger für die Pharmaindustrie. Aber lassen wir das mal, denn das ist eine andere Geschichte.

Reden wir von Pharmawerbungen im Fernsehen. Mir fällt spontan der Mann im Fahrstuhl ein, der den Name des Gesprächspartners vergessen hat. "Ach, guten Tag, Herr ... ähm ... stotter & grübel ..." Also bitte, als ob das nicht jedem mal passieren kann! Würde man ständig Fahrstuhl fahren, würde man für den Beschämten schnellstmöglich in die Bresche springen auf die routinierte Art: "Ich bin's doch, der Herr Kruskopp-Schepker!" Der andere dann erleuchtend an die Stirn fassen: "Tschuldigung, diese bekloppten Doppelnamen machen mich noch ganz meschugge!" Dann gäbe es ein befreites Auflachen, keiner von den beiden würden sich verhohnepiepelt fühlen und würden sich zu einer Runde Schach oder Halma verabreden bzw. über 'Weißt-du-noch-wer-das-war?' unterhalten, so ganz zwanglos.
Denkste! Lieber lässt der unsympathische Fatzke den Ärmsten bis ans Ende am Abhang seiner Erinnerungslücke zappeln. Warum tritt dieser eitle Geck dem nicht gleich auf den Fuß und fragt dann, ob sein Nachname nicht schön wehtut? Am besten gleich 2 blonde Zwillingszwerge dazu, die kräftig mit drauftreten. denn gegen diese Extra-Schmerzen gibt sicher was von dieser Firma, mit den besten Besserungsempfehlungen. Wenn man mich fragt, dann weiß der 'Vergessliche' ganz genau, warum er sich nicht mehr an den Namen von diesem Flegel erinnern kann. Ich würde da auch nicht mehr daran zurückdenken. Wozu also diese Tabletten?

Oder der andere Fall: Mohnbrötchen. Da drängt doch eine der anderen Mohnbrötchen auf mit dem Satz: "Aber du hast doch früher so gerne Mohnbrötchen gegessen ..."
Vielleicht sollte die Bedrängte ihr mal verklickern, dass früher sowieso alles ja besser war, auch die Mohnbrötchen. Aber jetzt ist halt später und sie könne nunmal keine Mohnbrötchen sehen. Erst recht gar nicht, wenn man das Zeug von 'ner Aushilfsstatistin mit Helferkomplex in so einem Werbefilmchen mit Kitsch unter die Nase gerieben bekommt. Das würde das Ganze mal interessant machen, aber bedauerlicherweise verleitet sie ein Autoritätskonflikt aus der Biedermeierzeit zu kindischem Jammern: 'Ich hab da was am Zahnfleisch."
Wen wundert's? Wenn ich den ganzen Tag Mohnbrötchen in mich reinstopfen würde, hätte ich bestimmt auch was am Zahnfleisch. Fasten oder auf Vollkornbrot umsatteln, das würde helfen. Aber neeee, lieber irgendwelches Mittelchen nehmen und schon kann das große Mohnmampfen weitergehen. Bei soviel Dummheit helfen keine Pillen.

Wo soll das eigentlich mit diesen neuen kreuzdämlichen Hiobsbotschaften über Gebrechen wie Sodbrennen, Schluckauf usw. hinführen? Würde mich nicht wundern, sollte man da Angst bekommen. Aber nicht vor dem Leiden, sondern vor denen, die sie erfinden. Irgendwann geht immer jemand bei bester Gesundheit an einer Überdosis Vitamintabletten ein, weil man von Drückerbanden (zahlreich an blonde Zwillingen) in die nächste Apotheke geschleift wird.